Bericht vom ersten Informationsabend am 27. Juli 2015​​ ​

Betreuung und Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen ​

Die Gemeindeverwaltung hatte eingeladen – es kamen rund 60 Personen. Das Rathaus war vertreten durch Bürgermeister Hans Lorenz, Fachbereichsleiter Thomas Schiller und Ordnungsamtsleiter Jürgen Stannek. Bürgermeister Lorenz begrüßte erfreut die große Runde der Dossenheimerinnen und Dossenheimer, die mit ihrem Erscheinen Hilfe, Tatkraft und demokratische Gesinnung zum Ausdruck bringen wollten. “Dossenheim steht vor einer schwierigen Situation”, so Lorenz, “Anwohner im Umfeld der vorgesehenen Unterbringungen äußern ihre Ängste und Befürchtungen, im Herbst kommen die ersten Flüchtlinge, das ist Tatsache.

Die Informationspolitik des Kreises entspricht nicht unseren Wünschen, wir haben darauf aber keinen Einfluss. Die Rolle der Gemeinde zu finden, war schwierig. Wir sind nicht in erster Linie am Unterbringungsverfahren beteiligt, wir wollen uns aber der Situation stellen. Ich freue mich über die vielen Unterstützer-Briefe aus der Dossenheimer Bevölkerung, die im Rathaus schon seit Monaten eintrafen, deshalb haben wir diesen Informationsabend einberufen, um noch vor der Sommerpause Gelegenheit zum Kennenlernen zu geben.”

Tatsache sei, dass der “Hirsch” und der “Kirchberg”als Unterkünfte zwischen Betreiber und Landratsamt vereinbart seien, noch offen sei der “Bären”. Geht man von der für 1. Januar vorgesehenen Anzahl von 7 m² “Privatraum” pro Person aus, kämen in die ersten beiden Unterkünfte jeweils 30 Personen, in letzteren 50. Das wurde aktuell aber zurückgenommen: Es gelten weiterhin pro Person 4,5 m² – mit anderen Worten: Es kommen also wahrscheinlich 2 x 50 in den alten Ortskern bzw. 60-70 Personen nach West I. Der “Steinbrecher” steht nicht zur Disposition. Lorenz: “Der Außen-Bereich im alten Ortskern ist begrenzt, deshalb müssen im Gebäudeinnern größere Räume als Gemeinschaftsfläche zur Verfügung stehen. Der Kreis will dort offenbar Familien unterbringen.

Geht man von rund 100 Personen aus, werden es also etwa 20 Familien sein, die eine noch unbekannte Anzahl Kinder haben, deren Lebensalter man ebenfalls nicht weiß. Wir müssen uns vorbereiten auf Kindergarten- und Grundschulbesuch.” Bürgermeister Hans Lorenz betonte, dass die Gemeinde sowohl für die Anwohner als auch für die Helfer/innen-Runde “Runde Tische” plane, um ein Höchstmaß an Information zu gewährleisten. Genaueres erwarte er von der Veranstaltung des Kreises am 29. Juli im Martin-Luther-Haus. Schließlich eröffnete er die Frage-Runde, von der nun intensiv Gebrauch gemacht wurde.

Zusammengefasst hier die Fragen und Antworten:

Wie lange bleiben die Menschen hier?
Derzeit unbekannt.

Wann kommen sie?
Angeblich im Oktober, vielleicht auch früher.

Welche Hilfen kommen vom Kreis?
Das erfahren wir am 29. Juli.

Wie viel Sozialarbeiter kommen?
Pro Hundert Flüchtlingen -2.

Werden Deutschkurse angeboten?
Ja, aber jede private Initiative ist willkommen.

Stehen im Ort Räume zur Verfügung, um Kleider, Spielsachen o.ä. abgeben und sammeln zu können?
Darum werden wir uns kümmern.

Werden von Sportvereinen, Feuerwehr usw. Angebote gemacht werden?
Ja, das wird der Fall sein.


Viele sehr gute Vorschläge wurden gemacht:

Ausreichend große Küchenräume sollten für gemeinschaftliches Kochen von Einheimischen und Ausländern zur Verfügung stehen. Größere Räume müssen auch vorhanden sein, wenn die Flüchtlinge für sich selbst etwas gemeinsam organisieren wollen. Vorgeschlagen wird, dass für 1-3 Ausländer jeweils 1 Einheimischer als fester Ansprechpartner/Wege- oder Alltags-Begleiter/ zur Verfügung steht (Einkaufen, Arztbesuch, öffentliche Verkehrsmittel).

Eine ortsansässige Therapeutin bietet traumatisierten Menschen ihre professionelle Hilfe an, ebenso eine Lehrerin ihre Berufserfahrung. Auch ein Deutschkurs muss professionell durchgeführt werden. Sollten Kinder älter sein (Schulpflicht bis zum 15. Lebensjahr), muss Kontakt mit der Schriesheimer Schulwelt aufgenommen werden.

Auch versicherungsrechtliche Fragen rund um das Helfer/innen-Angebot sollen geklärt werden.

Gewünscht wird auch, dass alle Helfer/innen in einer Art Jour-Fix-Treff (ähnlich der Zukunftswerkstatt-Erfahrungen) ihre Personendaten, Fähigkeiten und “Dienstleistungen” effektiv anbieten können (wer kann was wann). Auch muss aus Sicherheitsgründen die Klarheit des “Betretens-Rechts” von Gebäuden hergestellt werden, in denen Flüchtlinge untergebracht sind. Initiativen aus anderen Gemeinden (genannt wird Viernheim) sollten eingeladen werden, um aus ihren Erfahrungen zu lernen. Gewünscht wird eine “Beratung für Helfer/innen”, der gut gemeinte Wille reiche oft nicht aus.

Viele dieser Vorschläge werden einzeln mit Beifall bedacht, insbesondere der, als erste Begrüßungsgeste einen Willkommensgruß zu kreieren (z.B. Kuchen, Blumenstrauß).

Bürgermeister Lorenz dankte für die vielen konstruktiven Ideen, er selbst wolle sich in all diese notwendigen Hilfeleistungen regelmäßig einbringen. Abschließend erinnerte er daran, dass in den Vorbereitungen zur 1250-Jahr-Feier im Jahr 2016 festgestellt wurde, dass allein in unserem Bergstraßendorf 95 Nationen vertreten seien. Angesichts einer Einwohnerzahl von rund 12.000 ein klares Zeichen für Dossenheims Weltoffenheit.

Dossenheim hilft Flüchtlingen