Freitagnachmittag, 22. Januar. Treffpunkt Fahrradwerkstatt des Asylkreises Dossenheim: das „RadProjekt“. Es ist kalt und niemanden stört es. Was hier präsentiert wird, wärmt. Im Hof der Schauenburgstraße 2 versammeln sich Ehrenamtliche aus dem Asylkreis, Bürgermeister Hans Lorenz sowie Thomas Schiller und Marc Miltner von der Gemeindeverwaltung, Gemeinderäte, interessierte Bürger und eine Spenderin: Simone Frewer von der Heidelberger Volksbank, Zweigstelle Dossenheim. Die Hauptsache – das Rad, um das sich alles dreht – steht gut geschützt im hinteren Teil der Hofes: nicht nur eines, sondern eine beeindruckend große Anzahl von der Bevölkerung gespendete Räder, die nun von kompetenten Rad-Experten fahrtüchtig gemacht werden.

Bürgermeister Hans Lorenz lobte die Arbeit der Ehrenamtlichen in der Fahrradwerkstatt und dankte insbesondere Michael Nowag, der die Idee zu dieser Aktion hatte: „Nur von Hauptamtlichen wäre das gar nicht leistbar. Neben der Kleiderkammer, dem Sprachcafé, den Paten und Alltagsbegleitern und den vielen Aktiven in den drei Unterkünften ist die Fahrradwerkstatt ein weiterer Mosaikstein – eine tolle und schöne Sache.“ Die Dossenheimer haben, so Lorenz, „den richtigen Stil gefunden“. Sein Dank galt auch allen Spendern, die – als Privatmensch oder Firma – die Flüchtlingsarbeit unterstützten.

Zweigstellenleiterin Simone Frewer ist von der hier geleisteten Arbeit „persönlich sehr begeistert“ und unterstützt das Projekt „aus ganzem Herzen“. Sie überreichte Michael Nowag, dem Initiator und Ansprechpartner der Fahrradwerkstatt, einen Scheck über 300 Euro für die weitere Arbeit, wofür sich dieser herzlich bedankte.

Nowag informierte anschließend über Details der Werkstattaktivitäten und bedankte sich darüber hinaus für alle Spenden aus der Bevölkerung. Besonders erwähnte er den Dossenheimer Fahrradladen Gerger, der den Aufbau der Werkstatt mit Rat und Tat unterstützt hatte. Das Werkstatt-Team ließ es sich trotz der Kälte nicht nehmen, die offizielle „Einweihung“ gebührend mit „Sekt und Selters“ (Sekt, Saft, Glühwein, Süßem und Salzigem) zu würdigen – die Gäste genossen es.

Flüchtlinge werden unterstützt – Hilfe zur Selbsthilfe

Mit einem bunten Team von ca. 10 handwerklich begabten Helfern begann Michael Nowag im November 2015 das „RadProjekt“ des Asylkreises Dossenheim. Der berufliche Hintergrund der Aktiven reicht vom Psychologen bis zum Elektriker, es sind Schüler und Rentner dabei, ebenso ehemalige wie vor kurzem hier angekommene Flüchtlinge. Alle einte ein Ziel – die neuen Flüchtlinge zu unterstützen und ihre Integration zu fördern.

In Räumlichkeiten neben der Kleiderkammer in der Schauenburgstraße 2 werden zum einen gebrauchte bzw. gespendete Fahrräder fahrtüchtig gemacht und gegen geringes Entgelt an interessierte Flüchtlinge abgegeben, um ihre Mobilität zu erhöhen. Zum anderen werden Flüchtlinge beim Reparieren ihrer defekten Räder unterstützt und angeleitet.

Bisher wurden mehr als 10 Räder gegen eine Gebühr von 10 Euro an Flüchtlinge abgegeben. Service inbegriffen: Zahlenschloss, Radsteckbrief als Kaufnachweis und Überprüfung jedes Rads anhand einer Inspektionsliste. Verkehrssicherheit (Beleuchtung, Bremsen) ist somit sichergestellt.

Radtraining als Integrationsevent

Das Team organisierte bereits zweimal ein Radtraining. Neben dem Spaß, den alle dabei hatten, war das Radtraining für viele Teammitglieder der erste längere Kontakt mit den unterschiedlichsten Flüchtlingen. Mütter, Kinder, Väter und junge Männer waren dabei. Oft wurden kleinere Probleme mit den Rädern in gemeinsamer Anstrengung behoben. Die zwei wichtigsten Erkenntnisse daraus waren: Die meisten Flüchtlinge können schon gut Rad fahren und einige Frauen ohne Fahrkenntnisse haben großes Interesse, Radfahren zu lernen.

Privates Engagement ist gefragt

Die Gemeinde stellte einen Raum für die Werkstatt zur Verfügung, zunächst noch ohne Strom und Licht. Durch engagierten Einsatz der einzelnen Teammitglieder und vieler Sach- und Geldspenden ist inzwischen eine frisch gestrichene, hell erleuchtete Werkstatt mit Werkbank, Werkzeugwand, Regalwand und Montageständer entstanden. In vielen Kisten sind gespendete Ersatzteile wie Scheinwerfer, Rückleuchten, Bremsen, Schläuche, Schutzbleche etc. aufbewahrt. Aber auch gekaufte Verschleißteile, wie Bremsklötze und Bremszüge etc. haben ihren Platz. Ein zweiter Montageständer und der Zentrierständer sind aktuell noch private Leihgaben.

Flüchtlinge helfen Flüchtlingen

Zu den offiziellen Öffnungszeiten können reparierte Räder abgeholt, defekte gebracht oder Spender-Räder übergeben werden. Einfache Reparaturen werden sofort mit den Flüchtlingen gemeinsam durchgeführt. Für die Generalüberholung der gespendeten Räder treffen sich die Aktiven noch an weiteren Terminen.

Öffnungszeiten der Fahrradwerkstatt

Die Werkstatt ist aktuell jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Wer das Projekt unterstützen möchte, findet nähere Informationen unter www.asylkreis-dossenheim.de oder kommt zu den Öffnungszeiten einfach vorbei.

Ohne Spenden geht es nicht

Im Schnitt werden je generalüberholtem Rad ca. 20 Euro an Materialkosten aufgewendet. Deshalb sind Spenden für den langfristigen Betrieb der Werkstatt unerlässlich. Wer das RadProjekt direkt unterstützen möchte, kann dies über folgendes Konto tun:

Spendenkonto:
Stichwort „Asylkreis Dossenheim – Radprojekt“
Gemeinde Dossenheim
Heidelberger Volksbank
IBAN: DE26 6729 0000 0085 6063 01 – BIC: GENODE61HD1

Ein Team mit Rad und Tat für Flüchtlinge: das „RadProjekt“